Distanzreiten: Wie läuft das eigentlich ab? Andrea Stercken
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Von der Anmeldung bis zur Siegerehrung eines Einführungsrittes
Die Disziplin „Distanzreiten“ ist längst nicht so populär wie beispielsweise die
Reitsportarten Dressur, Springen, Military, Fahren oder Voltigieren, um nur
einige Beispiele zu nennen. Dabei etabliert sich am Rande des öffentlichen
Geschehens eine Szene, die immer mehr Freunde gewinnt und zunehmend
wächst. Und das völlig zu recht. Gehört doch der Distanzsport zu einem der
pferdefreundlichsten und -gerechtesten Disziplinen überhaupt, und findet er
doch vornehmlich mitten in der Natur bei jeder Witterung statt. Darüber hinaus
stellt er höchste Ansprüche an die Fähigkeiten des Pferdes, den Ehrgeiz sowie
das Durchhaltevermögen des Reiters und fördert auf faszinierende Weise das
Vertrauensverhältnis zwischen Vier- und Zweibeiner.
Die Ausschreibung und formalen Voraussetzungen
Bei einem Distanzritt geht es darum, eine Tages-Strecke von mindestens 30,
höchstens 160 km in kürzester Zeit mit einem Pferd in guter Konstitution und
Pulswerten von höchstens 64 pro Minute zurückzulegen. Unterwegs gibt es keine
Gelände-Hindernisse wie etwa bei Trecking- oder Wanderritten.
Es gibt vier unterschiedliche Arten von Distanzritten:
- Einführungsritte: bis zu 40 km (Mindestalter Pferd: 5 Jahre)
- Kurze Distanz-Ritte (KDR): 40 bis 59 km (Mindestalter Pferd: 6 Jahre)
- Mittlere Distanz-Ritte (MDR): 60 bis 79 km (Mindestalter Pferd: 6 Jahre)
- Lange Distanz-Ritte (LDR): 80 bis 160 km (Mindestalter Pferd: 7 Jahre)
Wer sich für Termine der jährlich bundesweit stattfindenden Distanzritte interessiert,
beschafft sich die entsprechenden Informationen am besten direkt beim Verein
Deutscher Distanzreiter (VDD), Hattingen, (Tel. 02324-23841) oder in den regional
erhältlichen Zeitschriften, wie „Bayern: Pferde, Zucht und Sport“ in Bayern. Letzere
monatlich erscheinende Zeitschrift gibt auf den gelben Seiten regelmäßig Auskunft
darüber, wann, wo und welche Turniere stattfinden. Die detaillierten
Ausschreibungsunterlagen kann der Interessierte dann beim jeweiligen Veranstalter
anfordern und sich daraufhin schriftlich gegen eine geringe Nenngebühr anmelden.
Anmeldebestätigungen seitens der Veranstalter kommen nicht; der Teilnehmer wird
jedoch informiert, wenn er aufgrund der zu hohen Teilnehmerzahl nicht mehr zum
Start zugelassen werden kann. So liegt in der Regel bei den Einführungsritten oder
Kurzen Distanz-Ritten die Mindesteilnehmerzahl bei 15 und maximal dürfen 30
Reiter starten.
In den Ausschreibungsunterlagen wird genau bekanntgegeben, welche Art von
Strecke/Boden den Reiter erwartet - kilometermäßig verteilt auf Beton/Asphalt,
befestigte und unbefestigte Wege - sowie eine Empfehlung ausgesprochen, ob
Hufbeschlag erforderlich ist oder nicht. Weitere Voraussetzungen, die erfüllt sein
müssen, werden offengelegt, beispielsweise wie alt Reiter und Pferd mindestens
sein müssen, daß keine atembeengende Zäumung, keine Sporen und meist auch
keine Gerten (Ausnahme Hengste) benutzt werden dürfen. Durch derartige Klauseln
will der VDD sicherstellen, daß das Pferd freiwillig und gerne etliche Kilometer läuft.
Mit anderen Worten: ein eher triebiges Pferd wird wohl selten zum guten
Distanzpferd. - Bei kühler Witterung ist eine Decke am Pferd mitzuführen und fast
immer besteht für Jugendliche Helmpflicht.
Außerdem geben die Veranstaltungsunterlagen Aufschluß darüber, bei wieviel
Minuten die Höchstzeit liegt - erfahrungsgemäß 270 Minuten für 30 km - und wieviel
Zeit erlaubt ist: Beispiel 180 Minuten. In diesem Fall scheidet der Teilnehmer bei
Überschreiten der 270 aus, bei mehr als 180 Minuten erhält er Strafpunkte.
Die Anreise
Bereits für die Teilnahme an einem Einführungsritt von nur 30 km, ist es ratsam,
seinen Sportpartner schon zu Hause auf alle Eventualitäten in Ruhe vorzubereiten.
Das heißt, abgesehen von dem erforderlichen Training und der nötigen
Grundkondition, kombiniert mit der richtigen Menge und Art des Futters, sollte das
Pferd auch bereitwillig in den Hänger hinein- und auch wieder hinausgehen. Es gibt
kaum etwas Strapaziöseres als nach einem anstrengenden Distanzritt - vielleicht bei
hohen Temperaturen und schwierigem Gelände - die Heimreise antreten zu wollen
und das Pferd spielt nicht mit. Da kann es passieren, daß alle übrigen Starter den
Ort des Geschehens längst verlassen haben und man selbst steht immer noch
schweißgebadet mit seinem Pferd vor der Rampe und weiß nicht, wie man es davon
überzeugen soll, daß im Hänger kein Ungeheuer wartet. Da wird Mensch und Tier oft
einiges an Nerven und Geduld abverlangt.
Die Anmeldung
Bei Ritten, die über eine längere Strecke ab 60 km gehen und die eine Anreise von
über 150 km erfordern, bietet es sich an, bereits am Vortag anzureisen. So sind
Pferd und Reiter am nächsten Tag erholt und nicht bereits durch’s Fahren mit dem
Hänger gestreßt. Am frühen Morgen, meist ab 7.00 Uhr, kann man seine
Anwesenheit bei der Anmeldung kundtun, das Startgeld bezahlen und erhält seine
sogenannte Check-Karte, auf der - während des Rittes - alles Nennenswerte und
Auffallende am Pferd eingetragen wird. Außerdem verteilt der Veranstalter
Streckenkarten, die, neben den mit Kalk oder Flatterbändern gekennzeichneten
Wegen, Orientierung bieten, wenn man mit sich und seinem Pferd allein ist.
Die Voruntersuchung: Limit 64
Bei größeren Ritten oder wenn mehrere Ritte parallel stattfinden, findet die
Voruntersuchung schon einen Tag vor dem Ritt und zusätzlich am Turniertag statt.
Bei kurzen Distanzen werden die Pferde nur am Veranstaltungstag auf Herz und
Nieren geprüft.
Das Distanzreiten stellt wohl die pferdefreundlichste Reitsportart überhaupt dar, weil
es - außer bei der Military, wo es ähnlich zugeht - keinen Reitsport gibt, bei der die
Gesundheit und das Wohlergehen des Pferdes derart im Mittelpunkt stehen. Das
macht das Distanzreiten zu einem äußerst sympathischen Hobby. Abgesehen vom A
und O bei Distanzen: dem Puls und der Atmung, wird das Pferd rundum
durchgecheckt, das heißt, vom Körperbau bis hin zu Sattel- und Trensenlage bleibt
dem kritischen Auge des Veterinärs nichts verborgen. Da kann es passieren, daß ein
Pferd aufgrund einer Fehlstellung des Vorderbeins nicht zum Start zugelassen wird,
obwohl es ansonsten gesund und lahmfrei ist. Oder ein Teilnehmer scheidet aus,
weil das Zahnfleisch seines Pferd durch das Gebiß wund und blutig gerieben ist. Es
kommt auch immer wieder vor, daß der Reiter keine Startberechtigung erhält, da
sein Pferd deutlichen Satteldruck aufweist. - Mit anderen Worten: Der Distanzsport
soll durchaus auch dazu erziehen, mit dem Pferd absolut korrekt umzugehen und es
nicht durch unpassende Sättel, Zäume oder Beanspruchungen zu quälen.
Die Voruntersuchung dient vorwiegend dem Zweck, die normalen Puls- und
Atemwerte des Pferdes zu ermitteln, um zu überprüfen, ob sie das Pferd nach dem
Ritt (Nachuntersuchung) wieder erreicht. Ist das der Fall, so zeugt dies von guter
Kondition, also entsprechendem Training und idealem Regenerierungsvermögen des
Tieres. Hat ein Pferd zum Beispiel bei der Voruntersuchung einen Pulswert von 40
pro Minute, sollte dieser Wert bei der Nachuntersuchung ebenso bei 40 oder nah
dran liegen. Die normalerweise noch akzeptierten Werte liegen bei 64; wird dieser
Wert auch nach einer genau festgelegten Ruhephase nicht erreicht, werden Reiter
und Pferd disqualifiziert.
Selbstverständlich muß das Pferd auch vorgetrabt werden, um mögliche
Unreinheiten im Gang oder - was auch vorkommt - klappernde, sprich lose Eisen zu
entdecken. Starke Rückenempfindlichkeit des Pferdes kann darauf hinweisen, daß
es der Beanspruchung, über Stunden hinweg in abwechslungsreichem Gelände
einen Reiter zu tragen, nicht gewachsen ist.
Insgesamt entscheidend bei der Voruntersuchung ist, daß das Pferd - neben
akzeptablen Puls- und Atemwerten - einen guten Gesamteindruck macht und Sattel-
und Geschirrlage sowie Bewegungsapparat in Ordnung sind.
Die Vorbesprechung
Der Veranstalter gibt bei der Vorbesprechung, die circa eine halbe Stunde vor
Beginn stattfindet, einen kurzen Überblick der Gesamtstrecke mit Hinweisen darauf,
ob irgendwo besonders schwierige Teilstrecken zu überwinden sind oder wo sehr
umsichtig geritten werden soll, etwa auf ausgezeichneten Wanderwegen. - Müssen
gefährliche Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen, überquert werden, stehen oft
Veranstaltungs-Helfer bereit, die den Teams den Weg freihalten.
Der Start
Bei kurzen Ritten gibt es alle drei Minuten den Einzel- oder Gruppenstart (mit
höchstens drei Reitern), bei längeren erfolgt meist der Massenstart, bei dem alle
Teilnehmer zum selben Zeitpunkt losreiten. Es ist Geschmackssache, ob der Reiter
die Zeit vor dem Start nutzt, um sein Pferd aufzuwärmen, um so direkt im Trab
loslegen zu können oder ob er die ersten 15 Minuten des Ritts im Schritt zurücklegt,
mit dem Argument, daß es ohnehin genügend Kilometer zu laufen habe. Das muß
jeder Reiter selbst entscheiden. Es liegt auch im Ermessen des einzelnen, wie er
sich die Reitzeit aufteilt, also ob er die 30 km einfach durch drei teilt, um seine
Teilabschnitte zu ermitteln. Das heißt, er hat dann zwischen den einzelnen Vet-
Cheks Streckeà jeweils 10 km zu absolvieren und kann sich die dafür zur
Verfügung stehende Zeit ausrechnen, auf einem kleinen Handzettel notieren und mit
sich am Pferd führen. Manche Teams legen die Distanzen lieber rein intuitiv zurück
und verlassen sich auf ihr Gespür, wann und wie lange sie schnell oder langsam
reiten.
Erste Teilstrecke
Oft ist die erste Teilstrecke die schwierigste, da Pferd und Reiter sich noch
aufwärmen müssen. Ist der Muskelapparat erst einmal auf Hochtouren gebracht,
läuft er - bei richtiger Dosierung - meist wie von selbst, und das Pferd erinnert sich
wieder, worauf es ankommt.
Üblicherweise sind die Reit-Wege sehr gut markiert, so daß Verreiten im Grunde
genommen unmöglich gemacht wird. Dennoch ist die Versuchung groß, bei schönen
Waldwegen der Hauptroute zu folgen, anstatt immer wieder auf dem Boden - gerade
bei Wege-Gabelungen - die weißen Kalk-Punkte zu verfolgen. Der Reiter sollte bei
„Kreuzungen“ immer im Tempo runtergehen, um sich zunächst einen Überblick zu
verschaffen und dann noch im Trab die richtige neue Richtung einzuschlagen. So
gewinnt er wertvolle Minuten und spart Energie. Witzig am Rande: es gibt auch
Pferde, die nach einer gewissen Distanz-Erfahrung selbständig nach den
Markierungen suchen und so ihren Reiter erheblich unterstützen.
Erster Vet-Check
Im Laufe der Zeit wird jeder Reiter sein Pferd so gut einschätzen können, daß er,
auch ohne Puls-Meßgerät, weiß, in welchen Situationen sich sein Pferd aufregt,
sprich: dessen Pulswerte hochgehen. Darauf sollte er stets Rücksicht nehmen, um
sich möglichst nur kurze Zeit in den Vet-Checks aufzuhalten. So hat es sich bewährt,
einige Kilometer vor dem Vet-Check vom Pferd zu steigen, es zu führen, mit Wort
und Tat zu beruhigen, es vielleicht sogar ein wenig grasen zu lassen, ihm ein Lied zu
singen oder anderes tun, von dem der Reiter weiß, daß es eine beruhigende
Wirkung auf seinen Vierbeiner hat. Dann läuft das Pferd bereits cool in den Check,
mit Werten unter 64, so daß der Ritt direkt fortgesetzt werden kann.
Zweite Teilstrecke und zweiter Vet-Check
Zur Entlastung des Pferdes und um sich selbst zu trainieren, steigen viele Distanzler
immer wieder zwischendurch vom Pferd und führen es, sei es im Schritt oder im
Trab. Besonders bei starkem Gefälle und krassen Steigungen tut man dem Pferd
damit einen Gefallen und letztlich auch sich selbst, da das Pferd frischer ist, wenn
man es wieder besteigt. Liegt der erste Vet-Check unbeanstandet hinter einem, so
läuft „es“ in der zweiten Teilstrecke häufig automatisch. Pferd und Reiter haben ihren
Rhythmus gefunden und bewegen sich mühelos und harmonisch in der Landschaft.
Im zweiten Vet-Check werden wieder Atem und Puls (muß unter 64 liegen)
kontrolliert, ebenso wie der Gesamteindruck (dazu gehören eventuelle Druckstellen).
Im Gegensatz zum ersten Vet-Check muß das Pferd diesmal nicht an der Hand im
Trab vorgeführt werden.
Dritte Teilstrecke und Ziel
Häufig begegnet man unterwegs anderen Reitern, die ein ähnliches Tempo haben
und reitet mit ihnen gemeinsam einen Teil der Strecke. Da kann man Erfahrungen
austauschen, sich im Gespräch ein wenig ablenken von der Anstrengung, und
vielleicht reitet man auch zusammen in’s Ziel, wenn die Reitweisen übereinstimmen.
Manche reiten beispielsweise gerne kurze Stücke im Schritt, dann im relativ hohen
Tempo im Trab oder Galopp über lange einladende Wege, um sich dann auf eher
„schlechtem“ Geläuf (großes Gestein, hart wie Beton) wieder im Schritt zu
entspannen. Andere hingegen bevorzugen das gleichmäßige Tempo im
langsameren Trab über beinah jeden Untergrund.
Im Endeffekt ist das Wie unwesentlich. Hauptsache ist, daß der Reiter sein Pferd
gesund zum Ziel bringt, mit dem Potential, noch etliche weitere Kilometer zu laufen.
Innerhalb der Maximalzeit im Ziel einzulaufen, ist natürlich auch erstrebenswert. Bei
Ankunft und 20 Minuten danach wird das Pferd erneut von den Tierärzten auf den
Kopf gestellt, um sicherzustellen, daß es nicht überfordert wurde. Haben Reiter und
Pferd diese Kontrolle positiv überstanden, dürfen sie zwei Stunden später zur
Nachuntersuchung kommen. In der Zwischenzeit sollte das Pferd sachgemäß
„runtergekühlt“ und bestmöglich akklimatisiert werden.
Die Nachuntersuchung und Siegerehrung
Die Nachuntersuchung ist ebenso gründlich wie die Voruntersuchung. Hat der Reiter
diese Klippe überwunden, so darf ihm schon mal ein Stein vom Herzen fallen und er
und sein Pferd fallen in die Wertung. Die Siegerehrung findet immer im Anschluß an
die Nachuntersuchung des letzten, in’s Ziel eingelaufenen Reiters statt.
Ergebnislisten werden mit der Post nachgeschickt.
Der Paddock
Hin und wieder bieten die Veranstalter Boxen oder Ständer zur Unterbringung der
Distanz-Pferde an. Meistens stehen die Pferde allerdings vor und nach dem Ritt auf
einem Paddock. Die Übernachtung des Pferdes auf dem selbst mitgebrachten
Paddock (und E-Zaun) will praktiziert sein. Mit Pferden, die üblicherweise in Boxen
gehalten werden, sollte möglichst vorher zu Hause geübt werden, damit es für sie
nicht völlig neu ist, auf einer Fläche von circa 20 qm im Freien bei Wind und Wetter
zu stehen und die Nacht zu verbringen. Unbefangener Umgang mit Regendecken ist
dafür von Vorteil. Auch das Fressen und Saufen aus Eimern ist
gewöhnungsbedürftig. - Normalerweise haben die Pferde aber keine Probleme
damit.
Die Ausrüstung
Es ist sehr nützlich, eine individuelle Checkliste zu erstellen, die alles enthält, was
der Reiter zu einem Distanzritt mitnehmen muß. (Beispiel: siehe Kasten). Diese Liste
dient vor jedem Ritt dazu, sich durch „Abhacken“ davon zu überzeugen, daß nichts
vergessen wurde.
Checkliste für den Distanzreiter
Ausrüstung Pferd
- Sattel
- Trense
- Satteldecke
- Halfter, Strick (2 mal)
- Putzzeug/Schweißmesser
- 2 Eimer
- Abschwitzdecke
- Regendecke
- Fahrradschlüssel (Stollen)
- Hänger-Schloß
- Paddock plus Batterie
- 1 Nagel-Nachziehzange
- Führstrick !
- Longe
- Zinkpaste
- Erste Hilfe für Pferd und Reiter
- Transportgamaschen und Bandagen
Ausrüstung Reiter
- 2 Lederriemen für den Sattel
- 1 (Regen-)Jacke
- Reitkappe
- Reitstiefeletten (plus evtl. Mini-Chaps)
- bequeme Reithose (ohne Besatz)
- 1 Klarsichthülle (Wegebeschreibung)
- 1 Bauchjacke ! (für Getränke)
- Taschenlampe
- 2 Schlafsäcke
- Fotoapparat
- 1 Uhr
- Geld/Telefonkarte (für unterwegs zum Telefonieren)
- Stift
- Taschenmesser
- Sonnencreme
- Ausschreibung für Ritt
- Straßenkarte
Verpflegung Pferd
- 2 Portionen Hafer
- 1 Portion Kops
- 2 Säcke Heu, 1 Sack Stroh (für Paddock)
Verpflegung Reiter
- Getränke (für Autofahrt und den Ritt)
- beliebiges Essen (Pfefferminz, Mars...)
- Packung Traubenzucker
Ansonsten sind der Art der Ausrüstung des Pferdes keine Grenzen gesetzt. Mit
welchem Sattel, welchem Zaumzeug und in welcher Kleidung der Distanzler startet,
bleibt ihm allein überlassen. Nur bequem und sachgemäß für sich und sein Pferd
muß es sein. Kleine Utensilien wie Schwämme oder Hufkratzer - am Sattel befestigt -
sollten allerdings nirgends fehlen. - Zwar werden eigens für die Distanz-Reiterei
Sättel von unterschiedlichen Firmen hergestellt, ob sie jedoch für jedes Pferd und
jeden Reiter immer erforderlich sind, sollte jeder selber entscheiden. Oft reicht ein
gut passender Marken-Vielseitigkeitssattel vollkommen aus.
Das Pferd und der Reiter
Genauso bunt wie das Bild der Reiter, ist die Palette der an Distanzritten
teilnehmenden Pferde. Da kommt es weder auf Größe und Schönheit, noch auf
Farbe, Rasse, Alter und Geschlecht an. Grundsätzlich kann jedes gesunde Pferd,
das eine natürliche Lauffreude mitbringt, erfolgreich Distanzritte überstehen.
Vergleichbar einem Marathonläufer, muß das Distanzpferd entsprechend auf- und
bei Bedarf wieder abgebaut werden. Und das geht mit beinah jeder Rasse.
Gleichgültig ob Haflinger, Isländer, Deutsches Reitpony, Apalloosa, Knappstrupper,
Deutsches Warmblut, Vollblut-, Anglo- und Shagya-Araber, Vollblüter, russische
Rassen wie Budjonny, Tersker, Orlow-Traber oder Achal-Tekkiner, ja sogar
Tenessee Walking Horse, um längst nicht jede Pferderasse aufgelistet zu haben -
alle haben bei genügendem und sachgerechtem Training eine Chance, an der
Spitze mitzulaufen. Die Erfahrung jedoch zeigt, daß meist die kleineren, hochblütigen
Pferde die beste Veranlagung für diesen Hochleistungssport mitbringen.
Voraussetzung für den Erfolg sind allerdings neben dem bereits erwähnten
Vorwärtsdrang noch andere Eigenschaften, die in den übrigen Reitsportdisziplinen
nicht zwingend im Vordergrund stehen. Dazu gehören: Mut, Nervenstärke,
Umgänglichkeit, Ausdauer, Schnelligkeit, Unkompliziertheit, Kampfgeist sowie die
Fähigkeit, sich jederzeit entspannen zu können. Das heißt auch, immer und überall
fressen und saufen, sowie an jedem Platz harnen zu können (nicht nur in der
eigenen Box oder dem vertrauten Offenstall), sobald sich die Gelegenheit bietet.
Jede freie Minute im Wettkampf muß vom Pferd genutzt werden, um neue Energien
zu tanken. Auch der Reiter muß über eine hohe Grundkondition verfügen, um gerade
Mittlere Distanz-Ritte oder Lange Distanz-Ritte unbeschadet zu beenden.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß Distanzritte dem Pferd wie dem Reiter
einiges abverlangen, andererseits aber dem Reiter höchste Gefühle und viel Spaß in
der noch intakten Umwelt mit dem Partner Pferd vermitteln. Und daß der
Distanzsport eine gut funktionierende Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter
bedingt und vor allem fördert, versteht sich von selbst. Denn, wenn das Pferd nicht
will, „läuft“ da gar nichts. Wenn es aber will, kann der Mensch beruhigt sein, daß er
dem Pferd das ermöglicht, was es besonders gerne macht: Laufen in der Natur.
Andrea Stercken
Copyright © 1998