Bereits 1994 gab es die erste Liste mit Reitstationen der Frankenhöhe,
herausgegeben von dem Fremdenverkehrsamt Ansbach. Seinerzeit machte ich
dort einen 5-tägigen-Wanderritt. Aus dieser Zeit ist die Erinnerung an
die vielen guten Reitstationen geblieben und in diesem Jahr löste ich
mein Versprechen ein, nochmals für einen Wanderritt vorbeizukommen.
Wir trafen uns am 4.8. in Gebsattel bei der Familie Rohn. Moni und Gabi,
die Tochter des Hauses und ihre Kusine, erwarteten uns schon. Insgesamt
waren wir zu fünft. Neben Moni und Gabi waren noch Heike und Günter aus
Würzburg dabei. Und natürlich unsere Vierbeiner: 2 Haflinger, 1 Pinto, 1
QH, 1 Hannoveraner Mix.
Moni hatte die Stationen reserviert und das Kartenmaterial beschafft.
Geplant war ein 4-tägiger Ritt von Gebsattel über Großharbach nach Mark
Nordheim und zurück über Burgbernheim nach Gebsattel. Es ist auch mal
schön, wenn man nicht immer alles selber planen muß. Aber ganz ohne
Arbeit kamen Günter und ich nun auch wieder nicht davon. Wir übernahmen
abwechselnd den Job des Navigators. Unser Einsatz begann erst so richtig
am 2. Tag, denn bis dahin kannte Moni noch den Weg.
Am Morgen des 5.8. verließen wir Gebsattel Pleikartshof in Richtung
Taubertal. Wir erreichten die Tauber nach knapp einer Stunde und folgten
ihr flußabwärts entlang der Romantischen Straße. Bald kam die Silhouette
von Rothenburg in Sicht, einem sehr reizvollen Hintergrund. Man konnte
vom Tal aus die alten Befestigungsanlagen, die Zinnen und Türme der
Stadt sehen. Wir überquerten die Doppelbrücke, durchritten ehrwürdige
Dörfer und kamen an dem kleinen Topplerschlößchen vorbei. Eine solch
grandiose Kulisse hat man selten. Wir folgten der Tauber bis
Tauberscheckenbach um dort in ein Nebental abzubiegen. Nach einer
weiteren Stunde, ein kurzer steiler Anstieg, ein kleines Wäldchen und
Großharbach lag vor uns. Schnell war unser erstes Ziel, der Hof der
Familie Ott gefunden. Nach einer freundliche Begrüßung versorgten wir
erst unsere Pferde. Für sie waren Boxen vorgesehen, die sich in einer
geräumigen, kühlen Halle befanden. Mit ausreichend Futter bedacht
genossen sie sichtlich das Ende ihres Arbeitstages. Unser Essen fiel
auch sehr üppig aus, so daß wir nach dem Mahle keinen zu großen
Bewegungsdrang mehr hatten und wir den Tag mit plaudern und relaxen
beendeten.
Der nächste Tag wurde heiß und schwül. Unser Weg führte uns überwiegend
über Wiesen und Felder, so daß wir und unsere Pferde ganz schön ins
schwitzen kamen. Dieser Tag wurde mehr durch die Schönheit der Natur,
denn der Romantik eines Taubertales geprägt. Gegen Mittag machten wir
Rast im "Gasthaus zur Sonne" in Custenlohr. Die Inhaber tragen den
bezeichnenden Namen Seufferlein. Nach einer Erfrischung für Reiter und
Pferd ging es weiter bis Mark Nordheim zur Familie Christ. Auch eine
Reitstation zum Weiterempfehlen, mit mehreren Ferienwohnungen und Boxen,
bzw. Weiden für die Pferde. Unser Abendessen nahmen wir in einem
nahegelegenen Gasthof ein, zu dem uns Herr Christ hinfuhr.
Am nächsten Morgen hatte Gabis Hafi ein leicht angeschwollenes Bein. Da
er nicht lahmte, entschieden wir uns, ihn erstmal weiter mitzunehmen.
Bis Mittag gingen wir viel zu Fuß und es war keine Verschlechterung des
Zustandes festzustellen. Die Mittagsrast nutzten wir um das Bein zu
kühlen. Am Nachmittag nahm Moni den Hafi als Handpferd und ich Gabi mit
auf mein Pferd. Per Handy ließ sich von unterwegs der Rücktranport des
Hafis organisieren.
Wir ritten im Schritt weiter durch die Hügellandschaft der Frankenhöhe.
Felder, Wiesen und kleine Waldstücke boten reichlich Abwechslung. Ein
kleines Naturschutzgebiet, nicht größer als 3000 qm, eingebettet in
Feldern bot eine wilde Kulisse. Trotz unserer Probleme mit dem Hafi,
wurde dieser Nachmittag doch noch eine beschauliche Begegnung mit der
Natur. Gegen 17 Uhr erreichten wir den Hof der Familie Fluhrer in
Burgbernheim. Jetzt, am dritten Tag unseres Rittes, wußte jeder was er
zu tun hatte. Selbst die Pferde hatten sich mit der Tatsache abgefunden
wieder nicht zu Hause zu übernachten. Sie hatten sich mittlerweile gut
aneinander gewöhnt, so daß wir sie zusammen auf eine Wiese stellten,
ohne größere Rei-berein auszulösen. Gegen 21 Uhr kamen Monis Eltern mit
einem Ersatzpferd und der Hafi wurde nach Hause gefahren.
Am nächsten Morgen sattelten und beluden wir unsere Pferde für die
letzte Etappe unseres Rittes, mit dem Ziel Gebsattel, unserem
Ausgangspunkt. Kurz vor unserem Start wurde Gabi von ihrem Pferd auf den
Fuß getreten. Der große Zehes blutete und der Zehnagel hatte sich
gelöst, so daß an reiten nicht mehr zu denken war. Wir entließen sie in
die Obhut von Frau Fluhrer, die mit Gabi zum Arzt ging und sie zusammen
mit dem Pferd nach Gebsattel brachte. Es gibt doch noch nette,
hilfsbereite Menschen auf dieser Welt.
Unterdessen machten wir uns auf, die letzte Etappe zu bewältigen. Unser
Weg führte uns durch ein großes Waldgebiet. Wir kamen gut voran. Den
Pferden war nichts von den drei vorherigen Tagen anzumerken. Unser Ziel
war in Gewitterwolken gehüllt und man konnte erkennen, daß es dort in
Strömen regnete. Die Wolken, das Licht des Himmels mit den Blit-zen war
ein ganz besonderes Naturschauspiel. Den Anblick genießend, wäre es uns
schon recht gewesen trockenen Fußes unser Ziel zu erreichen. Doch auf
den letzten Kilometern ereilte uns das Schicksal in Form eines
Regenschauers, der uns in wenigen Minuten völlig durchnäßte. An unserem
Ziel endete nicht nur der Wanderritt sondern auch der Regen. Komisch,
als ob Petrus uns in letzter Minute noch eins auswischen wollte. Wir
nahmen es gelassen und freuten uns auf ein trockenes Quartier. Bei einem
gemeinsamen Abendessen und ein paar Flaschen Bier endete unser
Wanderritt, mit dem Versprechen im nächsten Jahr wieder zukommen.
Seit der Einführung 1994 hat Herr Liesch vom Amt für Landwirtschaft das
Netz der Reitstionen weiter ausgedehnt. Zusätzlich gibt es eine
Servicekarte auf der wichtige Adressen von Tierärzten, Hufschmieden,
Pferdetransporteuren usw. zusammengestellt sind.
Wer einen Urlaub zu Pferde erleben möchte, kann getrost in die
Frankenhöhe reisen. Es wartet auf ihn eine wunderschöne Landschaft,
freundliche Menschen und eine gepflegte Gastronomie.