Heinz Eikerling |
WindrosenRitt - schon der Name klingt wie ein Programm. Was soll man sich darunter vorstellen? Wer reitet mit wem wohin? Irgendwann fällt der Groschen - es handelt sich um einen Sternritt. Also, man reitet zu einem Treffpunkt und verbringt das Wochenende in einem Zeltlager zusammen mit anderen Reitern und deren Pferden.
Für mich nichts neues, denn ich war nach Hömberg 1994 und Kaub 1995 zum dritten Mal dabei. Ich hoffte, daß die Kritik an der Kauber Veranstaltung entsprechend berücksichtigt worden ist. Meine Erwartungen war hoch und, um es vorwegzunehmen, sie wurden erfüllt.
Schon Anfang des Jahres beschloß ich nach Molsberg zum WindrosenTreffen zu reiten. Es fehlten nur noch die Mitreiter. Eigentlich kein Problem, ich kenne genug Leute die mitreiten würden. Doch es sollte ein erholsamer Ritt für Pferd und Reiter werden, somit kamen nicht alle in Frage. Ich kam zu der Erkenntnis, daß, gegenüber der Zusammenstellung der Leute für einen einzigen Wanderritt, alles andere im Leben ein Kinderspiel ist. Nicht in Frage kamen staatlich geprüfte Bedenkenträger, nur-von-ihrem-Problempferd-Erzählern, zwölfjährigen-Mädchen-Pubertätsidyllen-Träumern, also ein großer Teil der mir bekannten Reiter/innen. Doch als Rheinländer weiß man sich zu helfen. Nach kölscher Art wurde ein Dreigestirn zusammengestellt: der Bauer Günter aus Michelried (Würzburg), die Jungfrau Anne aus Freudenberg (Siegen) und ich, Prinz Heinz aus Langenfeld (Köln).
Wir planten eine Tour von Freudenberg nach Molsberg in 3 Tagen mit Stationen in Elkenroth und Linden. Am 29.7. trafen wir uns in Freudenberg bei Anne, um am nächsten Tag gut gelaunt nach Molsberg aufzubrechen. Unsere Pferde waren ausgeruht und wir kamen gut voran. Bis zur Sieg kannte Anne den Weg, dann ging es weiter nach Karte. Wir ritten durch ein riesiges Waldgebiet und immer wieder stimmte die Karte nicht mit der Realität überein. Dann galt es zu improvisieren, den Kompaß zu benutzen und vor allem die Ruhe zu bewahren. Das Nichtmitnehmen des vorgenannten Personenkreises zahlte sich jetzt aus. Wir erreichten Elkenroth am Nachmittag und nachdem wir unsere Pferde versorgt und auf eine Weide entlassen hatten, konnten wir uns in einer gepflegten, kleinen Pension niederlassen.
Der nächste Tag führte uns über die Felder und Wiesen des schönen Westerwaldes. Auch an diesem Tag hatten wir wettermäßig Glück. Erst in Linden angekommen begann der große Regen. Für unsere Pferde war wieder ein Platz auf der Weide vorgesehen. Am nächsten Morgen war der Zaun eingerissen und unsere Pferde hatten sich zu einigen fremden Pferden gesellt. Zum Glück war kein Pferd verletzt und alle Eisen noch dran. Glück gehabt!
Die letzte Etappe begann im strömenden Regen, der erst in Molsberg aufhörte. Im WindrosenLager wurden wir von Herbert Fischer und seiner Crew mit Sekt und einer Möhre fürs Pferd begrüßt.
In diesem Jahr fand das WindrosenTreffen auf dem Hofgut Molsberg statt, das Jens Hammer zusammen mit drei weiteren Leuten seit Anfang des Jahres gepachtet haben. Im Innenhof des Gutes waren überdachte Sitzplätze aufgebaut worden. Auf einer großen Wiese vor dem Hof befanden sich die Paddocks für die Pferde und die Schlafzelte. Hier wurden auch verschieden Programmpunkte, wie z.B. das Schrittrennen, abgehalten. Verschiedene Händler hatten hier ihre Stände aufgebaut und boten ihre Waren an. Man konnte den Sitz seines Sattel elektronisch testen oder sein Pferd von den beiden Tierärztinnen untersuchen lassen. Trotz des geschäftigen Treibens lief das ganze Programm unaufdringlich ab, ohne den Zwang, daran teilnehmen zu müssen. Jeder hatte Zeit und Muße sich nach seinen Wünschen zu beschäftigen.
Es trafen sich ca.160 Reiter mit ihren Pferden um 50 Stunden zu feiern, zu klönen, zu fachsimpeln oder um sich einfach nur wiederzusehen. Der Freitagabend wurde mit handgemachter Musik am Lagerfeuer von den Reitern selbst gestaltet. Am Samstagabend gab es Irish Folk und als Leckerbissen eine Vorführung der Theatergruppe Salomé. Alles spielte sich an diesem Abend in der Scheune ab, eine wahrlich gelungene Kulisse.
Am Sonntag war der Tag der offenen Türe, der von vielen Gästen genutzt wurde, um sich über die Wanderreiterei zu informieren. Für die Unterbringung und Versorgung der Pferde waren Armin Hannappel und seine Helfer zuständig. Sie lösten ihre Aufgabe hervorragend und es gab keine besonderen Zwischenfälle. Jedes Pferd war in einem ca. 25 qm großem Paddock untergebracht. Kraftfutter und Heu wurden in ausreichender Menge bereitgestellt. An das leibliche Wohl der Reiter wurde auch gedacht. Mit der Verpflegungspauschale von DM 60 war man von Freitagabend bis Sonntagmorgen reichlich versorgt.
Durch das Programm führte Herbert Fischer, nicht zu übersehen, in roter Weste und seiner körperlich stark ins kanzlerhafte spielenden Erscheinung. Daneben wirkte Eva Wunderlich von der FS eher niedlich, aber sie konnte sich durchaus behaupten. Ich hatte das Vergnügen mit ihr am Freitagabend zu diskutieren und auch einige Kritikpunkte loszuwerden.
Alles in allem war der WindrosenRitt 1997 eine erlebnisreiche, gelungene Begegnung von Menschen und ihren Pferden. Und der Preis - DM 360 incl. Verpflegung - ist natürlich hoch, eigentlich zu hoch. Man könnte mit diesem Geld einen Wanderritt von einer Woche, oder gar länger machen. Das muß jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde es ungeheuer spannend und interessant einmal im Jahr so viele Reiterfreunde wiederzutreffen, Erfahrung auszutauschen, zu feiern und gemeinsame Aktivitäten zu planen. Wem es genauso geht, war sicherlich zufrieden. Wer aber auf diese Dinge keinen Wert legt, kommt vermutlich nicht mehr wieder.
Ich werde wohl im nächsten Jahr wieder dabei sein ...
Heinz Eikerling, 24.9.1997